BZO: Kleine Konzert­rei­se nach Frankreich

Musique sans frontières

Juni 2023, das Badische Zupfor­ches­ter war auf Konzert­rei­se nach Frank­reich. Im Oktober ist bereits der Gegen­be­such des franzö­si­schen Orches­ters “Mando­li­nis­si­mo — Ensemble à Plectres Inter-régional Bourgogne-Franche-Comté & Auvergne-Rhône-Alpes” in Hagenau geplant.

Die Konzert­rei­se wurde gefördert durch das Goethe-Institut und dem Deutsch-Franzö­si­schen Bürgerfonds.

März 2021: Erste Pläne werden geschmie­det für eine visite rapide bei Mando­li­nis­si­mo, einem noch sehr jungen orchestre à plectre inter-régional, das in den Regionen Bourgogne-Franche-Comté und Auvergne-Rhône-Alpes aktiv ist – also, grob gesagt, zwischen Dijon und Lyon.

9. Juni 2023: Wir besteigen den Bus Richtung Süden. Manchmal braucht es einfach einen langen Atem sowie Zeit und Nerven, Anträge für nötige Finanz­sprit­zen zu stellen – und bewilligt zu bekommen (dem Goethe-Institut und dem Deutsch-Franzö­si­schen Bürger­fonds sei gedankt).

Ungleich kürzer ist die Fahrt bis zu unserem Zwischen­stopp in Beaune am Nordrand des Mando­li­nis­si­mo-Einzugs­ge­biets, wo wir mit „unserem Mann in Frank­reich“ Raphaël Rein zusam­men­tref­fen, einem mando­li­nis­ti­schen Grenz­gän­ger, der hüben wie drüben aktiv ist und die ersten Kontakte vermit­telt hat. Beaune ist ein maleri­scher Ort, dessen Ursprung im Spätmit­tel­al­ter zu finden ist. Er gilt als Weinhaupt­stadt des Burgunds, sein Unter­grund ist von 60 Kilometer Weinkel­lern durch­zo­gen. Ein überir­di­sches Schmuck­stück ist das 1443 erbaute Hôtel-Dieu mit seinen farbigen Dächern, das noch bis weit ins 20. Jahrhun­dert als Hospital genutzt wurde. Beaune beher­bergt darüber hinaus die letzte sich noch in Famili­en­be­sitz befind­li­che Senfmühle der Region. Mit einem überaus genuss­rei­chen Mahl in einer der ersten Brasse­ri­en am Platz klingt der erste Abend bei unseren franzö­si­schen Nachbarn aus.

Am nächsten Morgen geht es weiter nach Roanne, einem von mehreren Flüssen umgebenen Städtchen, das aufgrund seiner strate­gisch günstigen Lage bereits zur Zeit der Kelten und Römer besiedelt war. Heute ist dort u.a. das Zupfor­ches­ter Estudi­an­ti­na de Roanne behei­ma­tet, das uns als Unter­stüt­zer vor Ort gemeinsam mit den bereits eifrig probenden Mando­li­nis­si­mi herzlich willkom­men heißt. Einen Snack später geht auch das BZO zunächst in Klausur, bevor dann unser Dirigent Jan-Paul Reinke mit einem 60-köpfigen, paritä­tisch besetzten orchestre de l’amitié franco-allemande die gemein­sa­men Stücke diplo­ma­tisch auf Kurs bringt. Auch diesen Tag lassen wir kulina­risch wie Gott in Frank­reich ausklin­gen und speisen gemeinsam mit unseren neuen Freunden oberhalb des idyllisch in den Gorges de la Loire gelegenen Château de la Roche – eigent­lich thront das Schlöss­chen auf einem Felsen, wird jedoch seit dem Bau eines Staudamms 1982 von der Loire umspült.

Für Sonntag haben die Veran­stal­ter in Roanne zu einer in Frank­reich eher unübli­chen Matinee in die Salle Fantalon geladen – schließ­lich wollen wir zu einer alltags­ver­träg­li­chen Zeit wieder zu Hause sein. Das BZO erweist zu Beginn seinen Gastge­bern mit Werken von Louise Farrenc (1. Satz aus der Symphonie Nr. 3) und Léon Boëllmann (Prière à Notre Dame) seine Reverenz, nutzt das Gebet als Brücke zu La oración del torero von Joaquín Turina und beschließt seinen Part ebenso sinnig wie publi­kums­freund­lich mit dem Inter­mez­zo sinfonico aus Pietro Mascagnis Caval­le­ria rusticana.

Mit doppelter Orches­ter­stär­ke begleiten daraufhin BZO und Mando­li­nis­si­mo eine einzelne Mandoline – und das funktio­niert prächtig, natürlich auch dank der Profes­sio­na­li­tät der Solistin Natalia Korsak (zugleich Dirigen­tin von Mando­li­nis­si­mo). Der 1. Satz aus dem 2. Mando­li­nen­kon­zert von Raffaele Calace hat es in der Solostim­me, wie zu erwarten, in sich, und die Darbie­tung steht dem in nichts nach. Chapeau! Zum Abschluss stürzt sich das Orchester todes­mu­tig in Niflhei­mers letzte Fahrt aus Chris­to­pher Grafschmidts Schat­ten­reich, holt damit noch etwas Nachspiel­zeit heraus, die es mit Swanee von George Gershwin zu einem versöhn­li­chen Ende bringt. Jeden­falls blieb die Schlange beim anschlie­ßen­den, von Estudi­an­ti­na und Mando­li­nis­si­mo ausge­rich­te­ten Buffet ganz im europäi­schen Geist friedlich, sodass wir mit Freude und Zuver­sicht auf die Wieder­auf­la­ge Ende Oktober im nördli­chen Elsass blicken.

In diesem Sinne: A bientôt à Haguenau!

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