Teilnehmerbericht von Jule Bauer,
16 Jahre von der MS Steißlingen.
In der Woche vom 17. – 23. April habe ich zum ersten Mal am Osterlehrgang teilgenommen. Für mich war die Woche eine sehr schöne und vor allem auch lehrreiche Erfahrung. Ich habe viele tolle Leute kennengelernt, die ich sofort in mein Herz geschlossen habe. Was für mich total schön war, war zu spüren, dass man sofort so herzlich aufgenommen wird und es einem total einfach gemacht wird, sich zu integrieren. In keinem Moment hatte ich das Gefühl, dass ich erstmal skeptisch beobachtet werde, bis man auf mich zukommt. Ich als Neuling kann sagen, dass man sofort spürt wie stark die Gemeinschaft innerhalb des Osterlehrgangs ist.
Ich erinnere mich noch sehr gut an den ersten Abend, an dem wir alle in einem Kreis saßen und jeweils ein Stück vorgespielt haben. Dieser Moment könnte für viele eine totale Stresssituation sein, aber für mich war es ein passendes Beispiel für die angenehme und entspannte Atmosphäre während des Osterlehrgangs. Meiner Meinung nach war es die perfekte Mischung zwischen „Wir nehmen die Sache hier ernst und möchten, dass ihr alle das Bestmögliche mitnehmt“ und trotzdem lief alles ab (inklusive der Prüfungen), ohne unnötigen Stress aufzubauen und eine gehetzte Stimmung zu verbreiten. Wenn man sich mit etwas nicht wohlfühlt, konnte man das sagen, ohne sich zu schämen oder schlecht zu fühlen.
Für mich zählt zu diesem Punkt auch, dass Menschen eben nicht anhand ihrer musikalischen Leistung unterschiedlich behandelt oder eingeteilt wurden. Natürlich gibt es Unterschiede in den musikalischen Leistungen, das bedeutete aber nicht, dass dieser Unterschied auch auf der persönlichen Ebene gemacht wurde. Ganz im Gegenteil: Jeder begegnete jedem auf Augenhöhe und man konnte auch außerhalb der musikalischen Aktivitäten einfach Spaß haben. Abgesehen von „Leistungsunterschieden“ spielen auch Altersunterschiede beim Osterlehrgang keine Rolle, wie ich gemerkt habe. Soweit ich weiß umfassten die Teilnehmer eine Altersspanne von circa 60 Jahren; dieser schaffte aber keine Barriere zwischen den einzelnen Teilnehmern, sondern war nach meinem Empfinden sogar sehr bereichernd.
Bei den Spielen ist man zusammengekommen und konnte sich austauschen. Am Anfang waren vielleicht Einzelne gehemmt, sich aus ihrer Gruppe zu lösen, um neue Gruppen zu bilden. Die Spiele boten dafür aber die perfekte Gelegenheit und es war einfach schön sich mit anderen zusammenzufinden, egal welches Alter, oder welche Interessen die Person hat. Alle Spiele waren immer sehr kreativ gestaltet und wirklich gemacht, um jeden auf eine Art und Weise „mitzunehmen“. Da muss ich an der Stelle auch echt ein Lob an die Jugendbetreuer aussprechen, die wirklich geduldig mit uns waren und für mich ganz zentral für diese „Wohlfühlatmosphäre“ waren. Mit dieser freundlichen und irgendwie strahlenden Art haben sie es total geschafft alle zu motivieren, ohne irgendjemanden zu drängen oder zu zwingen, wenn man keine Lust hatte. Am Ende der Woche bin ich einfach nur in mein Bett gefallen und habe stundenlang durchgeschlafen. Das beschreibt das Programm der Woche sehr gut.
Man hatte immer etwas zu tun und es war ganz sicher nie langweilig. Das lag aber nicht daran, dass es zu viele Programmpunkte gab, sondern man fand immer eine Gelegenheit sich auszutauschen oder zu beschäftigen. Ein Beispiel, das mir sehr zentral im Kopf geblieben ist, ist als ich mich einmal am Nachmittag zum Klavierspielen in den Saal gesetzt habe und einfach angefangen habe Klavier zu spielen. Nach kurzer Zeit ist einer der Dozenten dazugekommen und mit dem Kontrabass eingestiegen. Für mich war das das perfekte Beispiel, wie schnell man so ungezwungen zusammenkommt und einfach Freude hat am gemeinsamen Musikmachen.
Mit meinem Einzelunterricht war ich auch sehr zufrieden. Es war total interessant, mit einem neuen Lehrer zusammenzuarbeiten und somit auch neue Dinge über sich und die eigene Spielweise herauszufinden. Obwohl man nicht viel Zeit hatte das Musikstück vorzubereiten, verlief es sehr stressfrei und man konnte sich trotzdem sehr gut in das Stück herein finden. Beispielsweise haben Anna und ich spontan ein Duo zusammen eingeprobt und vorgespielt. Genau diese spontanen Ideen schaffen die perfekte Atmosphäre, um sich eben so ungezwungen kreativ auszuleben.
Ein weiteres Beispiel dafür sind die Workshops: Nach der ersten Probe war ich unsicher, ob das überhaupt so zustande kommt, da es auf den ersten Blick erstmal chaotisch und unübersichtlich wirkte und man sich das Endergebnis noch nicht richtig vorstellen konnte. Daraus entwickelte sich im Laufe der Woche aber auf ganz natürliche Weise etwas total Schönes, womit so vielleicht am Anfang nicht jeder gerechnet hat. Aber auch nach all den tollen Programmpunkten und Angeboten kann ich sagen, dass der Osterlehrgang meiner Meinung nach nicht irgendein Programm oder einfach ein „musikalischer Workshop“ist, sondern der Osterlehrgang, das sind vor allem die Leute: Das ist diese Gemeinschaft aus Leuten, die auf der einen Seite eine Leidenschaft teilen und sich auf der anderen Seite einfach gut verstehen und sich aufeinander verlassen können. Einige Male wurde ich gefragt, warum ich denn nicht schon früher am Osterlehrgang teilgenommen habe. Eine sinnvolle Antwort habe ich darauf ehrlicherweise nicht. Eins weiß ich aber: Ich würde nicht nur wiederkommen, sondern ich werde es auch 🙂