Teilneh­mer­be­richt Oster­lehr­gang 2022

Teilneh­mer­be­richt von Jule Bauer,

16 Jahre von der MS Steißlingen.

In der Woche vom 17. – 23. April habe ich zum ersten Mal am Oster­lehr­gang teilge­nom­men. Für mich war die Woche eine sehr schöne und vor allem auch lehrrei­che Erfahrung. Ich habe viele tolle Leute kennen­ge­lernt, die ich sofort in mein Herz geschlos­sen habe. Was für mich total schön war, war zu spüren, dass man sofort so herzlich aufge­nom­men wird und es einem total einfach gemacht wird, sich zu integrie­ren. In keinem Moment hatte ich das Gefühl, dass ich erstmal skeptisch beobach­tet werde, bis man auf mich zukommt. Ich als Neuling kann sagen, dass man sofort spürt wie stark die Gemein­schaft innerhalb des Oster­lehr­gangs ist.

Ich erinnere mich noch sehr gut an den ersten Abend, an dem wir alle in einem Kreis saßen und jeweils ein Stück vorge­spielt haben. Dieser Moment könnte für viele eine totale Stress­si­tua­ti­on sein, aber für mich war es ein passendes Beispiel für die angenehme und entspann­te Atmosphä­re während des Oster­lehr­gangs. Meiner Meinung nach war es die perfekte Mischung zwischen „Wir nehmen die Sache hier ernst und möchten, dass ihr alle das Bestmög­li­che mitnehmt“ und trotzdem lief alles ab (inklusive der Prüfungen), ohne unnötigen Stress aufzu­bau­en und eine gehetzte Stimmung zu verbrei­ten. Wenn man sich mit etwas nicht wohlfühlt, konnte man das sagen, ohne sich zu schämen oder schlecht zu fühlen.

Für mich zählt zu diesem Punkt auch, dass Menschen eben nicht anhand ihrer musika­li­schen Leistung unter­schied­lich behandelt oder einge­teilt wurden. Natürlich gibt es Unter­schie­de in den musika­li­schen Leistun­gen, das bedeutete aber nicht, dass dieser Unter­schied auch auf der persön­li­chen Ebene gemacht wurde. Ganz im Gegenteil: Jeder begegnete jedem auf Augenhöhe und man konnte auch außerhalb der musika­li­schen Aktivi­tä­ten einfach Spaß haben. Abgesehen von „Leistungs­un­ter­schie­den“ spielen auch Alters­un­ter­schie­de beim Oster­lehr­gang keine Rolle, wie ich gemerkt habe. Soweit ich weiß umfassten die Teilneh­mer eine Alters­span­ne von circa 60 Jahren; dieser schaffte aber keine Barriere zwischen den einzelnen Teilneh­mern, sondern war nach meinem Empfinden sogar sehr bereichernd.

Bei den Spielen ist man zusam­men­ge­kom­men und konnte sich austau­schen. Am Anfang waren vielleicht Einzelne gehemmt, sich aus ihrer Gruppe zu lösen, um neue Gruppen zu bilden. Die Spiele boten dafür aber die perfekte Gelegen­heit und es war einfach schön sich mit anderen zusam­men­zu­fin­den, egal welches Alter, oder welche Inter­es­sen die Person hat. Alle Spiele waren immer sehr kreativ gestaltet und wirklich gemacht, um jeden auf eine Art und Weise „mitzu­neh­men“. Da muss ich an der Stelle auch echt ein Lob an die Jugend­be­treu­er ausspre­chen, die wirklich geduldig mit uns waren und für mich ganz zentral für diese „Wohlfühl­at­mo­sphä­re“ waren. Mit dieser freund­li­chen und irgendwie strah­len­den Art haben sie es total geschafft alle zu motivie­ren, ohne irgend­je­man­den zu drängen oder zu zwingen, wenn man keine Lust hatte. Am Ende der Woche bin ich einfach nur in mein Bett gefallen und habe stunden­lang durch­ge­schla­fen. Das beschreibt das Programm der Woche sehr gut.

Man hatte immer etwas zu tun und es war ganz sicher nie langwei­lig. Das lag aber nicht daran, dass es zu viele Programm­punk­te gab, sondern man fand immer eine Gelegen­heit sich auszu­tau­schen oder zu beschäf­ti­gen. Ein Beispiel, das mir sehr zentral im Kopf geblieben ist, ist als ich mich einmal am Nachmit­tag zum Klavier­spie­len in den Saal gesetzt habe und einfach angefan­gen habe Klavier zu spielen. Nach kurzer Zeit ist einer der Dozenten dazuge­kom­men und mit dem Kontra­bass einge­stie­gen. Für mich war das das perfekte Beispiel, wie schnell man so ungezwun­gen zusam­men­kommt und einfach Freude hat am gemein­sa­men Musikmachen.

Mit meinem Einzel­un­ter­richt war ich auch sehr zufrieden. Es war total inter­es­sant, mit einem neuen Lehrer zusam­men­zu­ar­bei­ten und somit auch neue Dinge über sich und die eigene Spiel­wei­se heraus­zu­fin­den. Obwohl man nicht viel Zeit hatte das Musik­stück vorzu­be­rei­ten, verlief es sehr stress­frei und man konnte sich trotzdem sehr gut in das Stück herein finden. Beispiels­wei­se haben Anna und ich spontan ein Duo zusammen einge­probt und vorge­spielt. Genau diese spontanen Ideen schaffen die perfekte Atmosphä­re, um sich eben so ungezwun­gen kreativ auszuleben.

Ein weiteres Beispiel dafür sind die Workshops: Nach der ersten Probe war ich unsicher, ob das überhaupt so zustande kommt, da es auf den ersten Blick erstmal chaotisch und unüber­sicht­lich wirkte und man sich das Endergeb­nis noch nicht richtig vorstel­len konnte. Daraus entwi­ckel­te sich im Laufe der Woche aber auf ganz natür­li­che Weise etwas total Schönes, womit so vielleicht am Anfang nicht jeder gerechnet hat. Aber auch nach all den tollen Programm­punk­ten und Angeboten kann ich sagen, dass der Oster­lehr­gang meiner Meinung nach nicht irgendein Programm oder einfach ein „musika­li­scher Workshop“ist, sondern der Oster­lehr­gang, das sind vor allem die Leute: Das ist diese Gemein­schaft aus Leuten, die auf der einen Seite eine Leiden­schaft teilen und sich auf der anderen Seite einfach gut verstehen und sich aufein­an­der verlassen können. Einige Male wurde ich gefragt, warum ich denn nicht schon früher am Oster­lehr­gang teilge­nom­men habe. Eine sinnvolle Antwort habe ich darauf ehrli­cher­wei­se nicht. Eins weiß ich aber: Ich würde nicht nur wieder­kom­men, sondern ich werde es auch 🙂

 

Eindrücke vom Oster­lehr­gang 2022 (Bilder­ga­le­rie)

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