Oberboi­hin­gen Tremo­lie­rend ins Glück

Oberboi­hin­ger hatten saarlän­di­sches Ensemble zu Gast

Tremo­lie­rend ins Glück
Oberboi­hin­ger hatten saarlän­di­sches Ensemble zu Gast
Freunde der gepfleg­ten Zupfmusik kamen am Samstag, 14.09., in der Oberboi­hin­ger Gemein­de­hal­le auf ihre Kosten: Die Mando­li­nen-und Gitar­ren­freun­de des Ortes hatten wie bereits 2015 den „Differter Saiten­spiel­kreis“, ein Zupfor­ches­ter aus dem Saarland, sowie das Esslinger Gitar­ren­quar­tett zu Gast. Die barockig-moderne Konzer­tou­ver­tü­re von Dieter Kreidler der Gäste bedient sich gleich eines Kunst­griffs, dem man an diesem Abend öfter begegnet, nämlich dem Hinzu­neh­men anderer Instru­men­te, um das Klangbild zu erweitern. Hier ist es die Querflöte, die in einem liebli­chen Zwischen­teil gefällt. Im ersten Satz von „Palladio“, den der bekannte Komponist Karl Jenkins einem Archi­tek­ten dieses Namens gewidmet hat, entwi­ckelt sich alles aus einem kleinen Motiv. Inter­es­sant, wie die kleine rhyth­mi­sche Pause am Anfang des Selben große Bedeutung gewinnt, ähnlich wie die „Null“ in der Mathe­ma­tik. Eine Origi­nal­kom­po­si­ti­on des Ensem­ble­mit­glieds Ender Vielma, die übersetzt „Spuren“ heißt, unterhält gut mit tango­ar­ti­gem Walzer und perkus­si­ver Straßen­mu­sik im südame­ri­ka­ni­schen Stil. Im irischen Tradi­tio­nal „Danny Boy“ lockern außer Querflöte noch Mundhar­mo­ni­ka und Akkordeon den Klang, ehe sich die tremo­lie­ren­den Saiten des Themas breit annehmen. Filmmusik aus „Game of Thrones“ schwankt im schweren Dreier­takt zwischen Aufbruch und Schick­sals­be­stim­mung. Der „Czardas“ von Vittorio Monti, den man in vielen Inter­pre­ta­tio­nen kennt, kommt auf der Mandoline intimer daher als z. B. auf der Geige, bemer­kens­wert, wie er am Schluss fast im Nichts verklingt. Nenas „Wunder geschehen“ bezieht seine Klang­far­ben­er­wei­te­rung vom 20-köpfigen Spiele­rin­nen- Chor und erinnert – weil gleichalt – an das 30-jährige Vereins­ju­bi­lä­um der Saarlän­der. Nach der Pause besticht das recht junge Esslinger Gitar­ren­quar­tett mit Präzision und Spiel­freu­de in einer Bocche­ri­ni-Kompo­si­ti­on. Dann unter­stüt­zen die vier Spieler den Gastver­ein bei seiner Darbie­tung einer schönen Klezmer-Suite. Hier fallen besonders ins Auge die drei Gastso­lis­ten Elke Stein­hau­ser / Akkordeon, Günter Holz / Kontra­bass und Erik Gebauer / Klari­net­te. Letzterer mit besonders schönem Ton! Nach tosendem Applaus sind die Gäste noch einmal dran. Analog zu dem Ausspruch, die Iren seien die Afrikaner Europas, könnte man nun vermuten, die Saarlän­der seien die Südame­ri­ka­ner Deutsch­lands: Paso doble und Danca cubana umrahmen den zweiten Set, der auch in kleiner Besetzung immer wieder auf die Latino-Folklore Bezug nimmt. Ein Song aus dem bekannten Tabaluga- Musical von Peter Maffay fällt da heraus, zeigt aber die Bandbrei­te der Nachwuchs­ar­beit des „Differter Saiten­spiel­krei­ses“ mit seiner Leiterin Monika Beuren. Für sie und den Leiter der Gastgeber Hans-Georg Kuch gibt es Geschenke aus den Händen des Vorsit­zen­den- Ehepaares, und Bürger­meis­ter Thorsten Hooge hat bei der Zugabe gar keine Zeit darüber nachzu­den­ken, ob er zu dem irisch / schot­ti­schen Reel nun mit einer europäi­schen Afrika­ne­rin oder einer südame­ri­ka­ni­schen Saarlän­de­rin tanzt. Monika Beuren und ihr familiä­res Ensemble haben mal wieder alle begeis­tert. Rainer Wendang

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