zupfmusik inter­na­tio­nal: ISRAEL, Tsuriel Sdomi

Tsuriel Sdomi — Der Erstaunliche

Tsuriel


Es erscheint vielleicht ein bisschen theatra­lisch, aber meine aktuelle Erfahrung mit der Mandoline basiert auf der Stadt, in der ich geboren bin. Rosh Ha’ayin besteht aus einer Jemeni­tisch Jüdischen Gemeinde, die als ganze einge­wan­dert ist und sich zwischen Tel Aviv und Jerusalem nieder­ge­las­sen hat. Während tausenden von Jahren hat man kein Instru­ment mehr gespielt, getreu dem bibli­schen Schwur aus Psalm 137: „An den Wassern zu Babel saßen wir und weinten, wenn wir an Zion gedachten. Unsere Harfen hängten wir an die Weiden im Lande. Denn dort hießen uns singen, die uns gefangen hielten, und in unserm Heulen fröhlich sein: »Singet uns ein Lied von Zion!« Wie könnten wir des HERRN Lied singen in fremdem Lande?“ und dann kamen sie in ihr eigenes Land. Als sie begannen zu disku­tie­ren, mit welchem Instru­ment­sie ihre Kinder unter­rich­ten wollten, wählten sie die Mandoline, ein Instru­ment, welches im Vergleich zum Piano oder der Violine leichter zu lernen ist. Man kann damit im Orchester spielen und es ist relativ billig zu erwerben. Während über 45 Jahren lernten tausende Kinder die Mandoline im Rahmen des Schul­un­ter­richts und nahezu in jedem Haus konnte man den Klang der Mandoline hören.

Persön­lich kann ich mich erinnern, wie meine Schwester Stunde um Stunde übte. Logischer­wei­se spielte man Mandoline bei jedem offizi­el­len Termin, bei Ferien­ak­ti­vi­tä­ten und bei Festivals. Im Augen­blick hat Rosh Ha’ayin die höchste Dichte an Mando­li­nen­spie­lern in der Welt!

Unter­richt Das Unter­richts­sys­tem war sehr speziell und hat sich aktuell hervor­ra­gend entwi­ckelt auf Grund von finan­zi­el­len Einspa­run­gen, die sich später als Segen heraus­stell­ten. Der Mando­li­nen­un­ter­richt begann in der dritten Klasse. Nach zwei Jahren beginnt das Kind in einem Orchester zu spielen, wobei eine Eintei­lung vorge­nom­men wird in Erste Mandoline, Zweite Mandoline, Mandola und Mando­lon­cel­lo. Später rücke dann die besten Spieler ins das Erwach­se­nen­or­ches­ter auf. Es sollte hervor­ge­ho­ben werden, dass die älteren Schüler als Lehrer für die Jüngeren fungieren als Teil ihres Ehren­am­tes. Dieses Arran­ge­ment hat die Kosten reduziert und gleich­zei­tig ermög­lich­te es uns, das Projekt auf sämtliche Schulen in der Stadt auszu­deh­nen. Das Senior Orchester ist bei vielen Veran­stal­tun­gen innerhalb von Israel und weltweit aufge­tre­ten, und die Einnahmen dienten dazu, Instru­men­te zu kaufen, Kompo­si­tio­nen zu arran­gie­ren und musika­li­sche Reisen ins Ausland zu finan­zie­ren. Raffaele Calace Überra­schen­der­wei­se hat das Orchester noch nie Calace gespielt. Die Dirigen­ten des Orches­ters kamen sämtliche von der Violine. Der frühere Dirigent des Orches­ters, Professor Moti Shmit, ist der Dekan der Abteilung Violine in der Rubin Musik­aka­de­mie in Jerusalem und gilt als einer der größten israe­li­schen Violin­spie­ler. Er war der Lehrer von Avi Avital und von vielen anderen Mando­li­nen­spie­lern. Trotz des weiten Repetoire­spek­trums, welches genauso folklo­ris­ti­sche wie klassi­sche Musik­stü­cke beinhal­tet, haben die Dirigen­ten des Orches­ters virtuose Stücke heraus­ge­sucht, welche für die Violine geschrie­ben wurden: Fritz Kreisler, Sarasate, Corelli und andere. Adiel Binur Shmit, unser aktueller Dirigent, verfolgt dieselbe Linie, welche zu einem gewissen Grade auch eine musika­li­schen Einma­lig­keit vermittelt.

Dazuhin war das Orchester ein Pionier auf dem Gebiet des Zusam­men­spiels zwischen Zupfor­ches­ter und Sympho­ni­schen Orches­tern. Unser Orchester konzer­tier­te zusammen mit dem Reutlin­ger Sympho­nie­or­ches­ter und dem Israe­li­schen Kammer­or­ches­ter, was die Mandoline in den musika­li­schen Mainstream als ein modernes und innova­ti­ves Instru­ment katapultierte.

Alle Bilder ©Dr. T. Fitzner

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