Musik­aka­de­mien: Leucht­tür­me für die Amateurmusikszene

Das Land Baden-Württem­berg fördert den Bau zweier großer Musik­aka­de­mien in Staufen und Plochin­gen und unter­stützt damit die Arbeit der Amateur­mu­sik. Auch der BDZ wird in Zukunft von diesen Inves­ti­tio­nen profi­tie­ren: Unsere Lehrgangs­an­ge­bo­te werden künftig in den beiden Musik­aka­de­mien statt­fin­den, der Oster­lehr­gang in Staufen, der Herbst­lehr­gang in Plochin­gen und auch für unsere Geschäfts­stel­le steht ein Umzug bevor. Der Beitrag erschien in der Zeitschrift “Singen 01–2020” und wurde uns freund­li­cher­wei­se von der Redaktion zum Abdruck im ZK zur Verfügung gestellt.

So wird die BDB Musik­aka­de­mie in Staufen in Zukunft aussehen. Das Land Baden-Württem­berg fördert den Bau zweier großer Musik­aka­de­mien in Staufen und Plochin­gen und unter­stützt damit die Arbeit der Amateur­mu­sik. Auch der BDZ wird in Zukunft von diesen Inves­ti­tio­nen profi­tie­ren: Unsere Lehrgangs­an­ge­bo­te werden künftig in den beiden Musik­aka­de­mien statt­fin­den, der Oster­lehr­gang in Staufen, der Herbst­lehr­gang in Plochin­gen und auch für unsere Geschäfts­stel­le steht ein Umzug bevor. Der Beitrag erschien in der Zeitschrift “Singen 01–2020” und wurde uns freund­li­cher­wei­se von der Redaktion zum Abdruck im ZK zur Verfügung gestellt.
Sie sind moderne innova­ti­ve Zentren für die Hobby­mu­sik­sze­ne in Baden-Württem­berg: die Musik­aka­de­mien. Mit umfang­rei­chen Kursan­ge­bo­ten, Übernach­tungs­mög­lich­kei­ten und Probe­räu­men in angeneh­mer Atmosphä­re, wollen sie lockerer Treff­punkt und gleich­zei­tig Ort der Begegnung sein — offen für Hobby­mu­si­ker aus dem ganzen Land. Eine Musik­aka­de­mie, das ist ein zentraler Ort, an dem sich im besten Fall verschie­dens­te Genres, Menschen und Träume begegnen. Ein Ort der Chancen  also — gefördert mit Zuschüs­sen des Landes.
Der Neubau des „Musik­zen­trums Baden-Württem­bergs“ in Plochin­gen erhält beispiels­wei­se 10,8 Millionen Euro Förder­mit­tel. Der Neubau des Kompe­tenz­zen­trums BDB-Akademie in Staufen 8 Millionen Euro. Derzeit sind vor allem die Blasmu­sik­ver­bän­de aktive Gestalter der Akademien. Eine Suche nach Chancen, Vernet­zungs­mög­lich­kei­ten und Ferienlager-Flair.
Ein Wochen­en­de lang das tun, was man mag, und zwar mit Leuten, die man gut leiden kann. Ein bisschen erinnern mich die Wochen­en­den an einer Musik­aka­de­mie an Ferien­la­ger. Doppel­stock­bet­ten und unter Umständen etwas zu wenig Schlaf, ein prall  gefüllter Tag mit inter­es­san­ten Seminaren und Unter­neh­mun­gen — Austausch, mal etwas Neues sehen. Hier verbrin­gen viele Menschen ihre Freizeit. Aus diesem Grund sollte eine Akademie auch ein Wohlfühlort sein. Genau so ein Wohlfühlort entsteht gerade in Plochin­gen, nahe Stuttgart. „Man braucht tolle Probe­räu­me, in denen sich alle wohlfüh­len. Ein Blasor­ches­ter mit 90 Personen beispiels­wei­se braucht ja eine ganz andere Akustik als ein Chor, und auch mehr Platz“, erklärt Heiko Schulze. Als Direktor der BVBW-Akademie ist er stolz, dass der Neubau mit einer so hohen Millio­nen­sum­me (10,8 Mio. Euro) gefördert wird. Auch in Staufen im Breisgau wird neu gebaut. Im Frühjahr 2020 ist Spaten­stich für die dort neu entste­hen­de Musik­aka­de­mie. „Die alte ist sozusagen stetig überfüllt“, erzählt Christoph Karle, Direktor der BDB-Musik­aka­de­mie Staufen. Doppelt so viel Platz soll sie haben. Blickt man mit den Augen eines Chorsän­gers auf die vielfäl­ti­ge Akade­mie­sze­ne, fällt auf, dass Chöre deren Vorteile bisher anschei­nend nur wenig nutzen. Fest steht aber: Die Musik­aka­de­mien sind nicht genre- oder  gar themen­ge­bun­den, sondern offen für alle. Schnitt­stel­len schaffen „Eine kreative und innova­ti­ve Gestal­tung ist wichtig. Es braucht aber vor allem konkrete Vordenker, die wissen, was die Vereine von morgen brauchen“, so Karle. Die Inter­es­sen, Sorgen und Nöte ähneln sich vom Blasor­ches­ter bis zum Männer­chor, vom Vokal­ensem­ble bis zur Big Band, stark. „Im Grunde sind Vereine mit einem mittel­stän­di­schen Betrieb vergleich­bar: Der muss komplett am Markt orien­tiert sein, sonst gehen die Mitglie­der und Zuhörer weg.“ Viele Themen gehen dabei über die Musik hinaus: Steuer­recht, Vereins­ma­nage­ment, Bühnen­mo­de­ra­ti­on — all diese Themen  werden in Seminaren der BDB-Musik­aka­de­mie und der entste­hen­den Akademie des BVBW behandelt. Den Musik­aka­de­mien wohnt die große Chance inne, Hobby­mu­si­ker aus verschie­dens­ten Sparten verbinden zu können. „Es geht vor allem darum, Schnitt­stel­len zu schaffen“, formu­liert es Heiko Schulze. Das geht am besten über gemein­sa­me Themen. Da sind sich Karle und Schulze einig. „Das Vereins­we­sen“, so letzterer, „steht vor grund­le­gen­den Heraus­for­de­run­gen. Dafür müssen bestimmte Fähig­kei­ten, wie z. B. der Umgang mit moderner Technik, geschult werden.“Jugendarbeit, Vereins­bin­dung und Zukunfts­fä­hig­keit sind Themen, die verbinden. In den neu entste­hen­den Akademien in Staufen und Plochin­gen soll für die Begegnung verschie­de­ner Hobby­mu­si­ker-Kreise noch mehr Raum geben. Eine positive Entwick­lung, findet Christoph Karle: „Es tut Menschen gut, wenn sie Gleich­ge­sinn­te kennen und in Gesprä­chen Lösungs­vor­schlä­ge entwi­ckeln. Das Zusam­men­kom­men von Menschen ist in unserer immer virtu­el­ler werdenden Welt ein hohes Gut.“ So wird das Musik­zen­trum des BVBW in Plochin­gen in Zukunft aussehen. Orte der Begegnung Hell, freund­lich, gemütlich: So stellt sich Heiko Schulze vom BVBW seine neue Musik­aka­de­mie vor. Eben ein Ort, an dem Musike­rIn­nen gerne ihre Freizeit verbrin­gen. „Man braucht Rückzugs­mög­lich­kei­ten, Ruhe, aber auch Räume der Begegnung, abseits des Tages­pro­gramms. Eine Akademie sollte immer ein Ort des Austauschs und Kennen­ler­nens sein.“ Schulze und sein Team haben viele Immobi­li­en besich­tigt und sich letztlich für einen Neubau entschie­den. Heiko Schulze und Christoph Karle sind beide im Bereich der Blasmu­sik­sze­ne aktiv. Offen für andere Musik­rich­tun­gen sind sie dennoch. Vor allem für die zukünf­ti­ge Ausrich­tung der Akademien in Staufen und Plochin­gen wäre ein noch stärkerer Austausch eine Berei­che­rung, da ist Heiko Schulze sicher: „Wenn sich Hobby­mu­si­ker aus verschie­de­nen Bereichen verbinden, können wahnsin­nig tolle Synergien entstehen, von denen wir alle profi­tie­ren.“ Er möchte kreative Arbeits­pro­zes­se und den Austausch fördern. „Wenn man über seinen Teller­rand hinaus­blickt und Erfah­run­gen und Ideen mit anderen teilt, dann kann musika­lisch und auch mensch­lich etwas neues passieren. Ich hoffe, dass wir diese Vision nicht nur auf Papier, sondern auch aktiv in die Praxis umsetzen können. Dann hätten wir die Chance, wie ein Leucht­turm in das ganze Land hinaus zu strahlen.“ Jenen inten­si­ven Austausch fördert auch die BDB-Musik­aka­de­mie in Staufen. „Uns ist es wichtig, die Schwelle erst mal niedrig zu halten“, erklärt Christoph Karle. Tages­se­mi­na­re machen nur knapp zwei Prozent des Kursan­ge­bo­tes aus. Den Fokus legen er und sein Team auf Wochen­end­pa­ke­te. „Die Menschen sollen bei uns verweilen, es sollen sich Freund­schaf­ten entwi­ckeln können. Das braucht Zeit, damit ich ein bisschen Nachhal­tig­keit spüre und möglichst  wieder­kom­me, weil ich dort tolle Leute, musika­lisch wie mensch­lich, kennen­ge­lernt habe.“ Gesell­schaft­li­che Verant­wor­tung Es geht um mehr als das gemein­sa­me Musizie­ren, wenn wir von der Hobby­mu­sik­sze­ne sprechen. Chöre, Blasor­ches­ter, Big Bands, Vokal­ensem­bles: Sie alle werden von ehren­amt­li­chen Mitglie­dern getragen und fördern daher Werte, die für unsere Gesell­schaft unabding­bar sind. Zuver­läs­sig­keit, Toleranz, Offenheit für neue Kulturen –  um nur ein paar anzurei­ßen. „Wir haben einen kultu­rel­len Auftrag in einer Gemeinde“, formu­liert es Christoph Karle. „Als Musik­aka­de­mie stützen wir die Kunst und das Kultur­le­ben in einem Ort.“ Auch für Heiko Schulze ist der gesell­schaft­li­che Aspekt wichtig. „Inklusion und Integra­ti­on sind gelebte Bausteine der Musik. Wir haben beispiels­wei­se die Chance, Menschen, die vielleicht aus dem Arbeits­le­ben ausschei­den, wieder an die Musik heran­zu­füh­ren. Wir können Heraus­for­de­run­gen unserer Zeit meistern.“ Für Schulze zählt dazu z. B. „der Verein­sa­mung bestimm­ter Alters­grup­pen entge­gen­zu­wir­ken. In einer Zeit, in der der Einzelne immer mehr für sich arbeitet, sind soziale Kontakte umso wichtiger.“ Vor allem im ländli­chen Raum sind die Musik­aka­de­mien ein wichtiger Faktor der kultu­rel­len Pflege. „Es ist gut, sich nicht nur auf große Zentren zu konzen­trie­ren“, so Karle. „Wir haben im ländli­chen Raum eine kultu­rel­le Verant­wor­tung.“ Eine Musik­aka­de­mie ist ein Ort, der Vielfalt, der Zusam­men­ar­beit und Kultur. Sie zu fördern berei­chert unser gesell­schaft­li­ches Mitein­an­der ungemein und ist für alle Sparten der Hobby­mu­sik ein hohes Gut.
Annabell Thiel

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