Avi Avital

Interview mit dem Mando­li­nis­ten Avi Avital — Erschie­nen im Zupfer­ku­rier 2018/1

Zupfer­ku­rier  Avi, aus meiner Sicht bist Du Mose, der sein Volk durch die Wüste führt. Und die Wüste ist die Mandoline ohne Image. Aber Du führst sie ins Gelobte Land.

Ich hoffe, ich werde weniger als 40 Jahre dazu brauchen.

ZK  Es ist typisch für alle die Vereine: Sie leiden und sagen „oh, keiner kommt und will mitmachen.“ Ich möchte so gerne Mut machen! Wir müssen nach Vorbil­dern suchen! Bei der Gitarre funktio­niert es doch. Da gibt es die Industrie, die jede Menge Werbung macht und eine riesige Anzahl von Endorsern hat. Meine Frage ist: Wo willst Du Dein Volk hinführen?

Ich denke, die Mandoline verdient es, in den Konzert­hal­len so präsent zu sein wie jedes andere Instru­ment auch. Vor 100 Jahren stand die Gitarre vor derselben Situation wie die Mandoline heute. Die Gitarre wurde haupt­säch­lich als Flamenco Instru­ment angesehen, als populäres Instru­ment. Es gab freilich einige Kompo­nis­ten, aber unbedeu­tend an Zahl.  Und da war dieser Bursche in Spanien, dessen Namen Andrés Segovia war, und er beschloss, Bach zu spielen auf der Gitarre und er wollte alle berühmten Kompo­nis­ten bitten, etwas für die Gitarre zu kompo­nie­ren. Und so erreichte er eine Revolu­ti­on. Er war der erste, der auf der Gitarre in der Carnegie Hall spielte. 

Es ist gerade diese Art der Revolution, welche auch die Mandoline erleben wird! 

Und inzwi­schen gibt es so viele Stücke von wirklich großen Kompo­nis­ten. Z.B. Heitor Villa-Lobos, der für Segovia kompo­nier­te, weil dieser ihn inspi­rier­te. Und wenn man heute in eine Musik­hoch­schu­le geht, dann ist dort die Gitarre ein äußerst populäres Instru­ment – genauso wie das Piano.  Es ist gerade diese Art der Revolu­ti­on, welche auch die Mandoline erleben wird!
Zum ersten bin ich nicht kondi­tio­niert durch die Mando­li­nen­ver­ei­ne: Ich dachte nie, dass die Mandoline ein begrenz­tes Instru­ment sei. Auch kein einziger meiner Lehrer dachte jemals so. Das Problem mit der Mandoline ist es, dass sie ein bisschen in der Geschich­te der Musik stecken geblieben ist. In der Evolution der Mandoline gibt es immer drei Elemente: Der Instru­men­ta­list, das Reper­toire und der Instru­men­ten­bau­er. Am Beispiel des Pianos: Beethoven schrieb Sonaten, die schwie­ri­ger als die von Mozart sind. Sie verlangen nach einer besseren Technik des Instru­men­ta­lis­ten. Die Spieler dieser Zeit konnten durchaus Beethoven spielen – aber das Instru­ment genügte ihren Ansprü­chen nicht. Die Piano­bau­er verbes­ser­ten das Instru­ment. Rachma­ni­nov kompo­nier­te sogar noch schwie­ri­ge­re Stücke. Genera­tio­nen von Pianisten haben diese Schwie­rig­kei­ten gemeis­tert. So entwi­ckeln sich die Instru­men­te. Die Mandoline blieb stecken, denn keiner der großen Kompo­nis­ten fertigte Werke für die Mandoline an. Sie haben nicht die techni­sche Bauweise heraus­ge­for­dert. Und darum hat sich das Instru­ment nicht weiter­ent­wi­ckelt und blieb für viele Jahre äußerst traditionell.

  Ich dachte nie, dass die Mandoline ein begrenztes Instrument sei. 

Diese Sperre möchte ich durch­bre­chen. Dies ist der Grund, warum ich mit Mando­li­nen­bau­ern zusam­men­ar­bei­ten möchte.

ZK  Hast Du eine Mandolinensammlung?

Das nicht direkt. Aber ich arbeite mit Arik Kerman zusammen (www.kermanmandolin.com). Und er hat ebenfalls die Vision, dass die Mandoline in einem modernen Konzert­saal gehört werden könne. Sein Modell ist lauter und volltö­nen­der und hat verschie­de­ne Klänge – also eine andere Qualität als die tradi­tio­nel­le Mandoline.
Ich möchte die Blockade des Reper­toires durch­bre­chen. Es gibt inzwi­schen eine große Anzahl von Stücken, die für die Mandoline kompo­niert werden. Wie viele wirklich wichtige Kompo­nis­ten haben in den letzten dreihun­dert Jahren für die Mandoline geschrie­ben? Du kannst die Qualität der Werke nicht verglei­chen mit den Werken für Violine oder Klavier. Und darum versuche ich bedeu­ten­de Kompo­nis­ten davon zu überzeu­gen, Stücke für die Mandoline zu kompo­nie­ren. Dies mache ich jedes Jahr und es gehört zu meiner Vision: Eine kritische Masse von Reper­toire zu bewirken, von hochqua­li­ta­ti­vem Reper­toire, das auch noch den Mando­li­nis­ten in der Zukunft genügen wird.

ZK Wie denkst Du über Calace? Ich habe das Gefühl, Du magst ihn nicht wirklich…

Ich erkenne die Wichtig­keit von Calace an. Ich habe alle seine Musik als Student gespielt und ich schätze seine Musik. Er ist definitiv einer der besten Mando­li­nen-Kompo­nis­ten. Wenn Du die besten und erstaun­lichs­ten Stücke von Calace nimmst und sie vergleichst mit einer Brahms Violin-Sonate, dann wirst Du feststel­len, dann kommt Calace nicht einmal nahe heran. Das ist mein Problem. Wenn Du in der Carnegie Hall spielen willst, also an einem Platz, der alle großen Künstler der Welt gesehen hat, und man kommt mit einer Idee von der Mandoline, die nicht gerade 100%ig ist… sie haben ihre Vorur­tei­le über die Mandoline. Du möchtest die beste Musik auf der Mandoline spielen —  Dann ist Calace gut, jedoch keines­wegs der beste. Ich mag ihn, jedoch wenn ich das Beste für die Zuhörer in der Carnegie Hall spielen möchte, dann gehört er nach meiner persön­li­chen Auffas­sung nicht dazu.
 

Du möchtest die beste Musik auf der Mandoline spielen 

ZK  Was schlägst Du also vor für die Carnegie Hall?

Wenn ich dort gespielt habe, dann Bach, Vivaldi oder auch zeitge­nös­si­sche Musik, wie György Ligeti und eigene Auftrags­wer­ke.
Aber der Punkt ist, dass ich Werke ausge­wählt habe, die  nicht  aus der Tradition der Mando­li­nen­mu­sik stammte. Wenn 1000 Leute zu solch einem Konzert kommen, dann möchte ich, dass sie strahlend, wirklich enthu­si­as­tisch, glücklich, inspi­riert heraus­kom­men – und auf diese Weise suche ich das Reper­toire heraus. Dies ist auch mein persön­li­cher Geschmack. Ich spiele Calace im Konzert, besonders die Fantasia Poetica mit Piano, das ist das beste Stück. Bei den Präludien bevorzuge ich Bach.

ZK Ich sah sofort beim Herein­kom­men die CD von Caterina Lichten­berg und Mike Marshall mit den Bach Inven­tio­nen. Glaubst du, dass diese beiden zu den „Heroes“, den ganz großen Vorbil­dern auf der Mandoline gerechnet werden können?

Absolut!! Beide – wie auch ein paar andere Mando­li­nen­spie­ler –  schauen auf die Entwick­lung des Instru­ments. Sie sind nicht – wie es gerne bei solchen Personen üblich ist – kondi­tio­niert durch die Tradition. 

Dies ist ein großes Instrument, ein frischer, neuer Klang im Konzertsaal, den man kaum kennt 

Die Tradition ist wichtig. Aber wir leben im Jahr 2017 und die Konzert­be­su­cher sind anders als sie einmal waren. Die Konzert­hal­len sind anders als vor 300 Jahren, der Geschmack hat sich gewandelt, und wir sind nur einen Mausklick entfernt von der vollen Auswahl an Musik der Welt. Wir können jetzt südin­di­sche klassi­sche Musik anwählen und mit einem Klick können wir sie hören. Das war vor 100 Jahren anders. Damals musste man nach Indien fahren, um diese Art klassi­scher Musik zu hören. Die Leute kommen heute in ein Konzert voll mit Infor­ma­tio­nen. Voller Assozia­tio­nen. Sie wissen eine Menge über Musik. Dieses ändert die Art, in der wir Musik präsen­tie­ren, die Auswahl, die wir treffen. Die Zuhörer haben sich gewandelt. Caterina Lichten­berg und Mike Marshall haben diese glück­li­che Sensi­bi­li­tät und sie sagen: Dies ist ein großes Instru­ment, ein frischer, neuer Klang im Konzert­saal, den man kaum kennt. Wie können wir ihn präsen­tie­ren? Wie können wir ihn weiter­ent­wi­ckeln? Was können wir an Neuem den Zuhörern bieten?
ZK Obwohl sie wiederum Bach spielen? Obwohl Du Bach spielst? Er ist doch erstaun­lich, dass jeder zu Bach zurück­kehrt!
Bach ist eine klare Wahl. Bach ist einer der genials­ten Kompo­nis­ten der Welt. Was aber z.B. Bach den Vorrang vor Mozart gibt, dass Bachs Musik absolut ist. Er geht über das Instru­ment hinaus. Mit welchem Instru­ment auch immer du eine Bach-Fuge spielst, so ist sie voller Kraft, ein typischer Bach. Die Power kommt vom Kontra­punkt und nicht vom Instru­ment. Es ist schwie­ri­ger mit Kompo­nis­ten, wie Brahms oder sogar Beethoven: Wenn man sich eines dieser Violin­kon­zer­te vorstellt, dann ist dies mehr für das Instru­ment geschrie­ben. Die Struktur der Bachschen Musik ist so perfekt, dass Du sie auf dem Akkordeon, auf der Mandoline oder dem Klavier spielen kannst – es bleibt eine erstaun­li­che Musik.

ZK Hast Du Bach auch als Jazz gespielt?

Nicht wirklich.

ZK Oder spielst Du auch Elektri­sche Mandoline? Dies könnte ein Weg sein, die Mandoline nach vorne zu bringen.

Ich habe nichts dagegen. Aber es ist nicht meine Stimme. Ich mag die Magie eines physi­schen Klanges, der sich aus dem Holz, einem Plektrum und einer Saite entwi­ckelt. Es ist ein sehr altes Konzept aus der Evolution der Musik­in­stru­men­te. Es kam vor dem Bogen und vor den Blasin­stru­men­ten. Es ist sehr einfach. Und ich mag diesen Charme. Wenn Du mich fragst, warum ich keine E‑Mandoline spiele, dann ist es dasselbe, als wenn Du mich fragen würdest, warum ich kein Saxophon spiele… Ich kann mein Instru­ment vor 2500 Leuten spielen und man hört es!  Bei einem sehr großen Orchester braucht man vielleicht ein klein wenig Verstär­kung, aber dennoch wird der natür­li­che Klang beibehalten.

ZK Eines meiner Haupt­in­ter­es­sen ist die Frage nach Deinen Lehrern. Wie haben sie mit Dir gearbei­tet? Wie haben sie Dich entwi­ckelt? Wie haben sie etwas von Dir gewollt? Haben sie Dich ein Stück wählen gelassen oder haben sie Dir ein Stück vorge­ge­ben? Wie arbeitete Simcha Nathanson mit Dir und wie hast Du Ugo Orlandi erlebt?

Ich komme von einem recht merkwür­di­gen Hinter­grund. Bis ich 23 war und bei Ugo Orlandi studierte, hatte ich keinen Mando­li­nen­leh­rer. In Israel hatte ich Simcha Nathanson, der Violine spielte, und Moti Shmitt an der Musik Akademie in Jerusalem, der tatsäch­lich ein Violin­pro­fes­sor war –  einfach weil es keine Mando­li­nen­leh­rer zu dieser Zeit gab. Simcha Nathanson immigrier­te aus Sankt Peters­burg nach Be’er Sheva. Er als Violinist spielte zwar ein ganz klein wenig Mandoline, kannte aber überhaupt nicht die tradi­tio­nel­le Technik der Mandoline. Da er keine Stelle für Violine bekam, wurde er Mando­li­nen­leh­rer und ich war einer seiner letzten Schüler. Seine Lehre war komplett autodi­dak­tisch. Er wusste nicht, wie man tradi­tio­nel­ler Weise ein Plektrum hält. Folglich arbeitete er als Autodi­dakt und wir alle in Be’er Sheva hielten das Plektrum falsch. Die ganze Technik war mehr beein­flusst von der Violin­tech­nik. Alles Reper­toire war von A‑Z Violin­re­per­toire, folglich kannten wir Calace nicht.

ZK Sind Violin­leh­rer die besseren Mando­li­nen­leh­rer? Wenn wir nicht genügend Mando­li­nen­leh­rer haben, sollten Violin­leh­rer die Mandoline unterrichten?

Er hat mich nicht die Mandoline gelehrt, sondern Musik. Das war der Fokus. Er lehrte mich, wie man eine Phrase spielt; er lehrte mich den musika­li­schen Ausdruck: Wir müssen der Musik dienen, die kompo­niert wurde. Für die Zuhörer. Dies habe ich von meinen Lehrern gelernt bis ich 23 war. 

Er hat mich nicht die Mandoline gelehrt, sondern Musik 

Meine Technik und meine Heran­ge­hens­wei­se sind gewis­ser­ma­ßen autodi­dak­tisch. Dies war manchmal ein Hindernis. Aber am Ende war es vorteil­haft, da ich nicht kondi­tio­niert war auf das originale Reper­toire und auch nicht auf die tradi­tio­nel­le Technik. Man gab mir z.B. das Mendels­sohn Violin­kon­zert und: „Nun spiel mal!“ Folglich entwi­ckel­ten wir eine Technik dafür, weil wir es einfach spielen mussten. „Dieses ist die Bach Chaconne!“, und folglich spielte ich sie als Prüfungs­stück mit achtzehn im Konser­va­to­ri­um (Musik­schu­le).

ZK Hast Du die Stücke heraus­ge­sucht oder hat der Lehrer sie vorgegeben?

Es war eine Mischung. Von meinem achten bis zu meinem 18.Lebensjahr im Be’er Sheva Konser­va­to­ri­um kam haupt­säch­lich der Lehrer mit seinem Plan, vorrangig mit Violin­re­per­toire. Und dies zwang mich, eine Technik zu entwi­ckeln, die viel heraus­for­dern­der war, als wenn ich nur Mando­li­nen­no­ten gespielt hätte. Und danach in der Musik­aka­de­mie in Jerusalem mit Moti Shmitt wechselte die Methode: Man musste Verant­wor­tung überneh­men und kam mit eigenen Vorschlä­gen. Als ich die Prüfung an der Musik Akademie ablegte, spielte ich fast das komplette Violinrepertoire. 

…spielte ich fast das komplette Violinrepertoire 

Aber wenn ich nun begann, Konzerte zu spielen, so fragte ich mich selbst, wie kann ich mich einen Mando­li­nen­spie­ler nennen, wenn ich doch die Tradi­tio­nen nicht kenne? Aus diesem Grund ging ich nach Padua, um bei Ugo Orlandi zu studieren. Dort lernte ich Raffaele Calace und Carlo Munier kennen, also das originale Mando­li­nen­re­per­toire. Ich spielte auf einer Calace Mandoline. Dafür musste ich die Plektr­um­tech­nik von Grund auf neu lernen. Aber ich war reif genug, um zu wissen, wie man lernt. Ugo ist ein fantas­ti­scher Lehrer und großer Musiker. Jedoch ich war in der Lage mir jeweils heraus­zie­hen, was ich als nötig erachtete, denn ich war bereits halb geformt als Musiker und als Person. Nun halte ich das Plektrum eher wie in Be’er Sheva und nicht wie bei Ugo. Dies kommt daher, dass ich nicht einfach das übernehme, was der Lehrer sagt, sondern dass ich mich jeweils frage, warum benötige ich gerade diese oder jene Technik, also wo liegt der Wider­stand einer Saite. Welcher Winkel bringt die Saite am besten zum Klingen? Es gibt nicht nur einen Weg, sondern viele. Ich lerne von so vielen Menschen: Von Violin­spie­lern, von Klari­net­ten­spie­lern… ich lerne stets. Das ist das echte Lernen! Du benutzt Deine Intel­li­genz und Dein Hirn, um etwas zu entwi­ckeln, nicht um nur einer Sache nachzu­fol­gen, weil sie seit 200 Jahren so gemacht wurde.

ZK Ich bin stets auf der Suche, was einen guten Lehrer ausmacht. Was möchtest Du Deinem Sohn mitgeben?

Ich möchte, dass er eine Menge von Dingen selbst heraus­fin­det. Ich möchte in der Regel nicht sagen: „Tu dies oder lass jenes!“ Er soll seine morali­sche Welt, wie er sie als Erwach­se­ner leben wird, selbst entwi­ckeln. Manchmal muss man ihm natürlich in die Parade fahren…Wenn ich in einer Master­class unter­rich­te, dann möchte ich zualler­erst das Verstehen lehren. Ich würde die Methode an dem Kind oder dem jungen Menschen ausrich­ten. Die meisten meiner Lehrer dachten nach, wer ich sei – und haben entspre­chend ihre Methode angewandt.

ZK  Wer bist Du?

Ich war äußerst neugierig als Schüler. Ein klein wenig faul beim Üben. Die Lehrer wussten genau, dass sie mir Musik geben mussten, die ich richtig mochte, denn sonst würde ich sie nicht geübt haben. Ich spielte auch gerne Rock, israe­li­sche Musik, Keyboard, Drums. Ich bin und bleibe neugierig und ruhelos. Jedoch ich begrenze mich auf ein Instru­ment, die Mandoline. Als Erwach­se­ner kommt man mehr dazu, sich zu fokus­sie­ren und ein Instru­ment richtig zu können. Aber ich habe diese Neugier immer noch, wenn ich das Programm für meine Mandoline zusam­men­stel­le. Wenn ich bei Ugo Orlandi lernte, dann mit einem italie­ni­schen Instru­ment und ich hörte auf ihn, denn ich wollte das lernen, was er am besten vermit­teln konnte. Ich wollte nie sagen: Dies ist mein Stil, den ich verfolge. Ich kam, um zu lernen.
Heute habe ich Freude an der Violin­mu­sik, denn sie fordert mich am meisten und macht den Zuhörern am meisten Freude. Daneben spiele ich tradi­tio­nel­le Musik. Und ganz besonders schön finde ich es, Auftrags­kom­po­si­tio­nen zu vergeben.

ZK Bach und Vivaldi verkaufen sich immer. Aber moderne Auftragskompositionen?

Ich spiele immer auch moderne Musik. Auch zusammen mit Sympho­nie­or­ches­tern. Denn wenn man als Mando­li­nen­spie­ler kommt, dann ist dies bereits ein einma­li­ges und beson­de­res Konzert. Das ist etwas Inter­es­san­tes, etwas, was neugierig macht. Ob es Vivaldi auf der Mandoline oder ein neues Stück ist, dann ist beides so „neu“, dass man gut beides anbieten kann. 

 Wenn man als Mandolinenspieler kommt, dann ist dies bereits ein einmaliges und besonderes Konzert… so neu… 

Bei meiner Koope­ra­ti­on mit der Deutschen Grammo­pho­ne ist der Schlüssel bei der Auswahl von Stücken immer der künst­le­ri­sche. Es ist ein Risiko, wenn ich jetzt „Avital meets Avital“ einge­spielt habe. Aber ich habe dieses Programm vorge­schla­gen und die DG steht hinter mir. Man wird also nicht durch die Industrie „gemacht“, sondern es ist ein gutes Zusam­men­spiel. Ich habe ein gutes Gespür dafür, was Menschen gerne hören und wann sie wieder den Play-Knopf drücken werden. Darum gibt mir die Platten­fir­ma eine Menge Freiheit.

ZK Ist dies ein Weg, wie Du den Burnout vermeiden kannst? Wenn ich Deinen Auftritts­plan anschaue, dann hast Du ein riesiges Pensum abzuarbeiten. 

Ich komme aus einem Konzert mit doppelter Energie heraus! 

Ich bekomme keinen Burnout! Ganz und gar nicht. Es ist eine fast religiöse Hingabe an die Musik, an das, was ich mache. Du wählst diesen Beruf nicht wegen des Geldes oder des Ruhmes willen. Es ist nicht einmal ein Beruf. Es ist ein way of life. Du gehst diesen Weg, weil Du zu 100% überzeugt bist, dass es ein guter Weg ist. Für die Gesell­schaft und für die Humanität. Ich glaube an die Macht der Kunst. Ich glaube, wenn jeder Mensch Zugang zu Kunst hat, dann werden wir besser leben. Die Kunst aktiviert Dein Hirn in beson­de­rer Weise. Wenn ich ein Konzert spiele mit 2000–3000 Zuhörern, und wenn ich weiß, dass sie jetzt in diesem Augen­blick diese Kunst­er­fah­rung machen, dann ändern sie sich. Das ist alles, was ich brauche. Dies ist ein großes Gefühl. Ich komme aus einem Konzert mit doppelter Energie heraus!

ZK  Lieber Avi, ich danke Dir herzlich!

ANNA CLYNE Concerto for Mandolin and Strings, “Three Sisters” Avi Avital, mandolin 

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Alle Fotos in diesem Beitrag: Copyright 

Dr. Thilo Fitzner Dr. Thilo Fitzner Korrespondent

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