90 Jahre 1. Weinhei­mer Mandolinenorchester

Alt-Oberbür­ger­meis­ter als Bariton-Solist

Schon vor der Öffnung der Stadt­hal­le standen die ersten Besucher vor den Eingängen, um die besten Plätze zu ergattern. Im Foyer wurden die Gäste von Jochen Pöhlert und den Bands der Musik­schu­le Badische Bergstra­ße begrüßt, die mit aktuellen Songs auf einen bunt gemisch­ten Abend einstimm­ten. Eröffnet wurde das Konzert zum 90-jährigen Vereins­ju­bi­lä­um unter der Leitung von Dirigen­tin Tanja Schmitt von den Weinhei­mer Zupfern gemeinsam mit den Gästen von der Mando­li­na­ta Mannheim 1920 e.V. sowie Schlag­zeu­ger Nico Bickel mit dem Welthit „Music“ von John Miles. Manfred Maser vom Odenwäl­der Shanty Chor führte durch das Programm. Das Konzert wurde als Benefiz­kon­zert zugunsten des Deutschen Kinder­schutz­bun­den Weinheim veran­stal­tet, die Vorsit­zen­de Frau Christina Eiten­mül­ler bedankte sich dafür in einem Grußwort. Der Auftritt der Mando­li­na­ta Mannheim 1920 e.V. folgte unter der Leitung von Nikolaos Connor mit dem „Orches­ter­quar­tett F‑Dur“ von Carl Stamitz und einer sprit­zi­gen „Rumba Flamenca“ von Dieter Kreidler. Deren erster Vorsit­zen­der, Christian Randl, ließ es sich nicht nehmen, den Weinhei­mern für die Einladung und die Gastfreund­schaft mit einem großen Präsent­korb zu danken. Im Anschluss betraten die Jubilare selbst die Bühne mit ihrem Dirigen­ten Jürgen Hilden­brand und erzählten mit „La Gomera“ von den Schön­hei­ten dieser Insel, der Marlo Strauß zu Ehren dieses Stück kompo­nier­te. Rassig ging es danach weiter mit dem brasi­lia­ni­schen Kinder­lied „Samba Lelé“, bei dem Dirigen­tin Tanja Schmitt parallel die Maracas schwang. Maser kündigte dann den lang ersehnten Auftritt von Heiner Bernhard, Oberbür­ger­meis­ter a.D., an, der sich Stücke aus dem Bereich Gospels und Spiri­tu­als gewünscht hatte. Mit „Swing Low“, „Nobody Knows the Trouble I´ve Seen“ und „Sometimes I Feel“ begeis­ter­te er mit seiner klang­vol­len Bariton­stim­me die Herzen der Zuschauer, begleitet vom Weinhei­mer Mando­li­nen­or­ches­ter. Alle drei Lieder waren eigens für das Jubiläum von Chris­to­pher Grafschmidt arran­giert worden. Seit langen Jahren schon pflegen die Weinhei­mer Zupfer mit dem Akkor­de­on­club Weinheim 1951 e.V. ein freund­schaft­li­ches Verhält­nis, sodass diese mit ihrem 2. Orchester unter der Leitung von Dirigent Marc Fischer gerne beim Konzert mitwirk­ten. Das Werk „2012“ wurde von Ian Watson anläss­lich der olympi­schen Spiele in London kompo­niert. Beginnend mit einer Fanfare, erlebt man mit der Musik nochmals das Entzünden der olympi­schen Flamme, verfolgt zum Schluss gar ein Rennen. Es folgte mit „Ballad of Dreams“ eine träume­ri­sche Ballade von Reinhold Michelis. Auch der Akkor­de­on­club brachte mit einem Welthit die Stadt­hal­le zum Beben und sorgte mit dem „Summer of ´69“ von Bryan Adams und Jim Vallance ordent­lich für Schwung. Die erste Auslands­rei­se des vor zwei Jahren gegrün­de­ten Schweizer Zupfmu­sik­or­ches­ters „zupf.helvetica“ führte die besten Schweizer Musike­rin­nen und Musiker ins schöne Weinheim. Unter der Leitung von Sonja Wiedemer gab es hier eine Urauf­füh­rung des Stückes „Helvetica“ zu hören, bei der die Kompo­nis­tin Anina Keller nicht nur anwesend war, sondern auch selbst als Konzert­meis­te­rin mitwirkte. Sandra Tinner vom Schweizer Organi­sa­ti­ons­team bedankte sich nach dem Applaus bei der Kompo­nis­tin für dieses Werk und bei den Weinhei­mer Gastge­bern für die Einladung zu diesem Konzert. Es folgten „Buenos Aires Hora Cero“ von Astor Piazzolla, der erste Satz Allegro aus der „Sinfonia in A op. 1 Nr. 3 Franz Ignaz Beck und die „Milonga sin riendas“ von Marcelo Pablo Ferraris. Die Schweizer wurden ihrem Ruf als Landes­or­ches­ter mehr als gerecht und zeigten auf, wie facet­ten­reich man anhand verschie­dens­ter Anschlags­tech­ni­ken mit einem solchen Instru­men­ta­ri­um spielen kann. Selbst mit einem einfachen Wasser­glas lässt sich auf der Mandoline ein toller Sound erzeugen. Perfek­ti­on bis zum letzten Ton, auch wenn die teils asymme­tri­schen Klänge für das Weinhei­mer Publikum ein wenig ungewohnt waren. In der Umbau­pau­se gab der Moderator Maser so manche Anekdote zum besten, wie man es von ihm als Prof. Netwohr kennt. So verriet er, dass Heiner Bernhard gerne „Ol‘ Man River“ gesungen hätte, wenn man es in Weinheim nicht so falsch mit „Alle Mann riwwer“ überset­zen würde. Fast 70 Musiker aus allen teilneh­men­den Orches­tern erstürm­ten die Stadt­hal­len­büh­ne. Gemeinsam spielten das erste Weinhei­mer Mando­li­nen Orchester 1929 mit Ihren Gästen, der Mando­li­na­ta Mannheim 1920 e.V., dem Akkor­de­on­club Weinheim 1951 e.V. und dem Schweizer Zupfmu­sik­or­ches­ter „zupf.helvetica“ den berühmten „Valse 2 aus der Suite Nr. 2“ von Dimitri Schost­a­ko­vich unter der Leitung von Dirigen­tin Tanja Schmitt. Mit einem tosenden Applaus bedankte sich das Publikum nach dem Schluss­ak­kord für das fast dreistün­di­ge, abwechs­lungs­rei­che Konzert­pro­gramm. Zur Zugabe wurden die Instru­men­te mit Schaum­gum­mi­stü­cken gedämpft. „Plink, Plank, Plunk“ von Leroy Anderson im Pizzicato wurde vom Publikum mit frene­ti­schem Applaus und Standing Ovations gefeiert. Dirigen­tin Tanja Schmitt bedankte sich beim Publikum und merkte an, dass die Zugaben erstmalig in der General­pro­be mitein­an­der gespielt worden waren. Dieser schöne und kurzwei­li­ge Konzert­abend wird nicht nur den Veran­stal­tern noch lange in Erinne­rung bleiben. Ulrich Mayer

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